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Oft ist es nur ein Strich
Einen Augenblick verweilen vor einer Tafel mit bunten Zeichen, einer Leinwand übervoll mit
Farben und Formen, stehen bleiben an kleinen Dingen im Trödlerregal oder an großen
mächtigen Figuren im saftigen Grün eines barocken Gartens.
Für jeden öffnet sich das Haus der Kunst auf eine andere Art
Für den einen ist in diesem Haus nichts anderes als ein großes schwarzes, kellertiefes Loch, nicht zum Aushalten und nur beseelt mit dem Gedanken, es auf dem schnellsten Wege zu verlassen.
Ein Anderer fühlt sich vertraut und geborgen, ist gerne hier, wartet auf eine Überraschung die vielleicht aus der Küche kommt, in Gestalt einer himbeerroten Banane, als sprudelndes Vanilleeis oder giftig, grünlich dampfendes, mannshohes Weinfass im Tigerfell.
Ich betrat die Hallen der Kunst mit der Eintrittskarte eines Bierdeckels
Rückseitig illustriert mit der Bleistiftzeichnung einer Architektur Inklusive Werbeanlage. Mein Vater Emil verkaufte so – oft und live, direkt beim Kunden zum Staunen aller, Neonanlagen, Transparente und Lichtwerbung mit sehr großem Erfolg.
Während der, in alle Richtungen driftenden Ideenflut der Anwesenden zeichnete Emil gekonnt und sicher die Ansichten des Hauses, gab Schatten und Tiefe hinzu, platzierte die Schrift und legte ohne Worte seine Argumente auf den Tisch – der Auftrag war erteilt.
Wie staunten meine Kinderaugen über diesen Erfolg.
Mehr als Worte zählt das Bild – die Illusion
Ich hatte keine Ahnung. Wie hätte ich malen können – wer hätte es mir beibringen sollen – musste ich überhaupt zeichnen können, musste ich sprechen?
Ich war ein Kind – aber ich hatte die Tür, den Eingang zu den heiligen Hallen der Kunst schon ganz vorsichtig geöffnet. Dort schien etwas zu leuchten…
…und die Kunst blinzelte mir haarfein in die Augen.